Import auf Vertrauensbasis - Insights von Roberta und Tobias im KMU Impulse!
26.11.2019

Import auf Vertrauensbasis ‑ Insights von Roberta und Tobias im KMU Impulse!

Persönliche Kontakte sind selbst für einen Online-Shop unerlässlich. Zweimal jährlich besuchen deshalb Roberta und Tobias Zingg die wichtigsten internationalen Messen für Kindermode und Spielwaren. Dort trifft das St. Galler Unternehmerpaar auf die qualitativ hochwertigen Brands für Stadtlandkind. Seit sieben Jahren sind die frühere Sachbearbeiterin und der E-Commerce-Spezialist gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar im Online-Handel tätig. Der Concept Store konnte dank der Hilfe von Kollegen, Bekannten und Verwandten mit einem relativ kleinen Budget aufgebaut werden und generiert heute genug Umsatz, um sieben Festangestellte und diverse Freelancer zu beschäftigen.Das Lager im sankt-gallischen Wittenbach beherbergt rund 19 000 Artikel, die aus kleinen exklusiven Produktionsstätten stammen. Sie befinden sich in der Schweiz, in Skandinavien, in Süd-, West- und Osteuropa und in Amerika. Laut Roberta Zingg stand von Anfang an fest, dass man auf internationale Lieferanten fokussieren wollte. In der Schweiz war das Angebot der Produkte, die den hohen Anforderungen der Gründer an Design, Bio, Nachhaltigkeit, Qualität, Fairness und Diversität entsprachen, viel zu klein.

Vorauszahlung braucht Liquidität

Da Modekollektionen rund ein Jahr im Voraus bestellt werden müssen, bestand die Hauptschwierigkeit anfangs darin, die ausländischen Anbieter von einem Shop zu überzeugen, der noch gar nicht online war. «Wir reisten mit nichts in der Hand an die Messen und versuchten, die Brand-Inhaber in persönlichen Gesprächen für unser Projekt zu gewinnen», sagt Roberta Zingg. Das sei harte Arbeit gewesen. Eine weitere Hürde bildete die Finanzierung der Produkte. Bei einem noch völlig unbekannten Store wie Stadtlandkind beharrten die Lieferanten auf Vorauszahlung. Bis die Artikel produziert, online gestellt, gekauft und schliesslich auf Rechnung bezahlt wurden, vergingen Monate. 

Kredit erlaubt ein schnelleres Wachstum

Dies setzte voraus, dass die Unternehmer ihre Liquidität stets im Blick hatten. Wie Tobias Zingg erklärt, war es immer sein Ziel gewesen, weder fremdes Geld aufnehmen noch eigenes Vermögen anzapfen zu müssen. Lange habe dies funktioniert. Als man jedoch schneller habe wachsen wollen, sei ein Darlehen unumgänglich geworden. Stadtlandkind wurde via Social-Media-Kanäle so bekannt, dass Bestellungen aus Europa und Übersee eingingen. Daher erforderten die internationalen Geschäfte komplexere Lösungen als ein einfaches Firmenkonto. 

Stadtlandkind betreibt vor allem im EU-Raum Geschäfte. Daher verzichtet das Unternehmerpaar heute auf Instrumente zur Währungsabsicherung. Mit Schwankungen des Euro könne man leben. Natürlich gebe es grosse Mitbewerber wie Zalando, die gewisse Marken günstiger anbieten würden. Stadtlandkind löst auch dieses Problem mit direkten Gesprächen. «Als ich bemerkte, dass eine Schuhmarke bei Zalando 20 Franken weniger kostete als bei uns, habe ich die Produzentin auf das Problem aufmerksam gemacht. Nun wird der Brand nicht mehr unter Wert angeboten», freut sich Roberta Zingg. Sie betont die Wichtigkeit solch guter Beziehungen zu den Lieferanten. Beanstandungen bezüglich Qualität oder Funktionalität könne man häufig ebenfalls im persönlichen Austausch regeln.

 

Neue Märkte im Visier

Dies gelte auch, wenn es darum geht, Zollformulare richtig auszufüllen. Da Tobias Zingg seinerzeit Unternehmen bei ihrem Markteintritt in die Schweiz begleitete, kennt er die erlaubten Formulierungen, mit denen sich die Importausgaben senken lassen. Bei vielen Partnern brauche es zwar einiges an Überzeugungsarbeit, bis sie die Dokumente korrekt mitschickten, aber unterm Strich rechne sich das. Stadtlandkind wächst heute im zweistelligen Prozentbereich. Als Nächstes möchte das KMU die Westschweiz erobern. Mittelfristig sollen zudem neue ausländische Märkte anvisiert werden. Dabei wird eine genaue Finanzplanung essenziell sein.

Auszug aus dem Interview mit Denise Weisfolg im Auftrag der UBS Schweiz

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